Eddie und Milla und ihre fünf Mitschüler sind von der Zivilisation komplett abgeschnitten, kein Handy funktioniert mehr und von Hilfe keine Spur. Seltsame Dinge passieren auf der Insel. Pflanzen und Tiere wachsen übernatürlich schnell, ihre Vorräte werden geplündert ... Und als eine weitere Schülergruppe auftaucht, beginnt ein Wettlauf um die Rettung von der Insel - auf Leben und Tod. (Text-, Cover- und Zitatrechte: Arena Verlag)
Als Kind, und wahrscheinlich auch heute, wäre es für mich eine der schrecklichsten Vorstellungen gewesen, alleine auf einer Insel festzusitzen und dort Situationen ausgesetzt zu sein, die mich körperlich und geistig überfordern. Doch genau so geht es einigen Kids aus "Silberflut: Das Geheimnis von Ray's Rock". Plötzlich sehen sie sich Ereignissen und Gefahren gegenüber, mit denen sie niemals gerechnet haben und die sie lösen müssen, um der Insel zu entkommen. Das birgt wirklich ganz viel Potenzial für aufregende Lesestunden. Was ist geschehen? Und wie kommen sie von der Insel weg?
Auf der Insel Ray's Rock werden Klassenfahrten der etwas anderen Art angeboten. Ein Camp-Abenteuer können die Kinder erleben und bei Schatzsuchen und Schnitzeljagden ihr Durchhaltevermögen trainieren, sowie Teamfähigkeit und Respekt lernen. Kein Wunder, dass auch konfliktbelastete, sogenannte "Problemkids", auf der Insel gefördert werden sollen. Auch die Schüler*innen der Klasse 7c der Humboldt-Gesamtschule stellen sich diesem Abenteuer, und es fängt auch ganz lustig an. Bis ein geheimnisvoller Nebel über die Insel braust und sich sieben Kinder plötzlich ganz alleine auf der Insel wiederfinden. Mittschüler*innen und Lehrer*innen sind verschwunden. Ab nun passieren seltsame Dinge: Pflanzen und Tiere wachsen rasend schnell und geheimnisvolle Lichter tanzen über die Insel. Das zusammengewürfelte Team aus sieben Schülerinnen und Schülern versucht alles, um von der unheimlichen Insel zu entkommen.
Aber dann ... passierte etwas total Merkwürdiges.
Eine seltsame silberne Nebelwelle rollte über die Insel und verschluckte alles. Wir hatten den silbern glitzernden Nebel von der Aussichtsplattform des Turms auf uns zurollen sehen. Er war aus dem Norden der Insel gekommen, wo das Wolfsrevier lag, und hatte mit rasender Geschwindigkeit alles unter sich begraben: den Wald, die grün bewachsenen Hügel, die schroffe Felsküste. - S. 8
Die Geschichte geht vom 3. bis zum 6. Tag auf der Insel und wird von Eddie und Milla erzählt. Von ihnen erfährt man mit der Zeit auch alle Hintergründe und erlebt die folgenden Tage, die nun einer gefährlichen Survival-Mission gleichen. Das ist wirklich spannend gemacht, und ich war erstaunt, wie viel jungen Leser*innen, ab 10 Jahren, hier schon zugetraut wird. Denn die Geschichte ist nicht zimperlich, machmal sogar richtig hart und gefährlich. Dass fast jedes Kapitel/Abschnitt mit einem Cliffhanger endet, trägt viel zum Lesesog bei.
Eddie blieb etwas blass, ebenso die meisten anderen der Schülergruppe. Einzig Milla, die eine problematische Hintergrundgeschichte hat, und die sehr freundliche und liebenswerte Lucy, waren für mich Identifikationscharaktere. Das ist aber nicht ganz so wichtig, denn die Geschichte funktioniert gut. Durch eine tolle Karte von Ray's Rock und einigen Schwarz-Weiss-Illustrationen, können Kinder die Handlung noch besser nachvollziehen.
Persönliche Kritik habe ich an der verwendeten Sprache im Buch. Sie hat mir nicht so gut gefallen, und ich empfand sie für die junge Zielgruppe als zu umgangssprachlich, ziemlich bemüht jugendsprachlich. Auch ohne Begriffe wie zum Beispiel 'Schla*pe des Monats' (derb) oder 'Hirni' (klingt ableistisch) wäre die Handlung authentisch gewesen und hätte einen Vorbildcharakter für ab 10-Jährige wahren können. Meine ältesten Kinder sind 10 und 12, haben natürlich von 'Fortnite' gehört, können aber mit der RTL2-Sendung 'Berlin - Tag & Nacht', auf die mehrfach Bezug genommen wird, null anfangen. Unnötig für ein Kinderbuch.
Das Buch endet mit vielen, oder besser, allen ungelösten Fragen. Um diese zu beantworten und abzuschließen folgt noch ein zweiter Band. Ich bin mir sicher, dass es spannend weitergeht.
Damaris' Fazit ...
"Silberflut: Das Geheimnis von Ray's Rock", der erste von zwei Reihenbänden, ist ein spannendes Kinderbuch, im Stil eines Survival-Abenteuers. Schauplatz und Ausführung sind für junge Leser*innen wirklich aufregend und mitreißend. Und auch die Gestaltung mit genialer Karte und Illustrationen ist top. Die Umgangssprache und bemühte Jugendsprache gefielen mir persönlich weniger. Weil es hier noch keine Auflösung gibt, man aber unbedingt Antworten will, wird die Fortsetzung zum Lesemuss.
"Silberflut: Das Geheimnis von Ray's Rock", Arena Verlag 2020 - Band 1 - Hardcover, 256 Seiten - 12,00 € [D] - Text von Alex Falkner - Illustrationen von Torben Weit - ab 10 Jahren