Dieser Kinder- und Bilderbuchblog wurde beendet. Schau dich jedoch gerne um! Infos dazu gibt es HIER.

Samstag, 11. Dezember 2021

[Kinderbuch] "Wir warten auf Weihnachten: mit den schönsten Wintergeschichten aus aller Welt" von Dawn Casey

Diese wunderschön gestaltete literarische Schatzkiste beherbergt 18 wärmende Geschichten, die vom Winter auf der ganzen Welt erzählen und uns die Wartezeit auf Weihnachten verkürzen. Die Geschichten, die die preisgekrönte Autorin Dawn Casey hier nacherzählt, kommen aus der ganzen Welt – von Norwegen, Grönland, Deutschland und England über Japan bis hin zu Polen, Griechenland, aus der Ukraine, Mexiko und aus Südafrika. Wir lesen von Bären und Hasen, Großmüttern und Göttinnen, Frost und Schnee, hohen Bergen und eiskalten Meeren, Königen und Prinzessinnen und von Menschen, die die Sprache der Tiere und die Stimmen des Windes verstehen und uns daran erinnern, dass jeden Tag Wunder passieren. (Text- und Coverrechte: Knesebeck Verlag)


Es ist altbekannt; die Advents- und Weihnachtszeit, der Winter generell, ist eine Zeit der Geschichten, des Vorlesens und Beisammenseins. Die Tage sind kürzer und schon am Nachmittag kann man es sich mit den Kindern (oder natürlich auch alleine) so richtig schön gemütlich machen. Vorlesegeschichten sind dafür ideal. Neu gefunden und entdeckt haben wir diese in diesem Jahr mit "Wir warten auf Weihnachten: mit den schönsten Wintergeschichten aus aller Welt". Die winter- und weihnachtlichen Geschichten sind wunderbar ... und die optische Gestaltung des Buches, die verschlägt uns regelrecht die Sprache. Es geht nicht besser, einfach stimmungsvoll-perfekt!

Ich komme nicht drumrum, ich muss bei diesem Geschichtenbuch mit einem Loblied für Aufmachung und Illustrationen beginnen. Hier stimmt alles und fügt sich zu einem wunderschön gestalteten Kunstwerk: Das Format, die Schriftarten, die Illustrationen und Bilder sind einzigartig passend, vom Einband, über die ersten Innenseiten, bis hin zu jeder einzelnen Geschichte.
Jede Geschichte startet über dem Titel mit einem Bild, das neugierig auf den Inhalt macht. Der Text wird dann mit passenden Illustrationen begleitet und am Ende gibt es ein oftmals ein seitenfüllendes Bild mit einer Szene aus der Geschichte. Illustratorin Zanna Goldhawk ist eine wahre Meisterin ihres Fachs. Hier kann man sich gar nicht sattsehen, und ich kann zurecht behaupten, dass dies eines der schönsten Geschichtenbücher ist, die wir bisher in den Händen hielten.

Sonntag, 5. Dezember 2021

[Kinderbuch] "Glückskekse im Advent" von Silke Wolfrum

Das ist wirklich der schlimmste 1. Advent, den Finja je erlebt hat! Kein Kranz und keine Plätzchen, außer den doofen Glückskeksen, die überall herumliegen, seit Papa diesen Auftrag angenommen hat: Er soll die Sprüche für Glückskekse schreiben, steht aber seit Tagen auf der Leitung. Und er bekommt nichts auf die Reihe, jetzt, wo Mama nach ihrer OP in der Reha ist. Es gibt nicht mal einen Adventskalender! Da erfindet Finja einfach die tollsten Geschenke, die darin sein könnten, um vor ihren Mitschülern das Gesicht zu wahren. Blöd nur, dass die irgendwann Beweise sehen wollen. Wie soll Finja da bloß wieder rauskommen? (Text-, Cover- und Zitatrechte: Carl Hanser Verlag)


Adventskalendergeschichten (bzw. Geschichten in 24 Kapiteln) gehören für uns zur Vorweihnachtszeit, genau wie auch der klassische Adventskalender für die Kinder. Allerdings muss ich zugeben, dass wir es kaum einhalten können, ab dem 1. Dezember täglich nur ein Kapitel pro Tag zu lesen. Manchmal hat man viel Zeit, manchmal weniger. "Glückskekse im Advent" ist so wunderbar, dass von den Töchtern jeweils mehr als ein Kapitel gewünscht wurde. Ich konnte das absolut nachvollziehen. So begleitete uns das tolle Adventskinderbuch durch die ersten Tage der Vorweihnachtszeit ... und hat diese humorvoll-besinnlich bereichert.

Mo sagt mit vollem Mund: "Ihr könntet einen Adventskranz kaufen gehen. Morgen ist der 2. Advent."
"Was!", schreit Papa. "Schon der zweite? O Mann, natürlich, das machen wir, wir kaufen einen Adventsdings, auf dem Weihnachtsmarkt. Was, Finja?
Und du bekommst tütenweise gebrannte Mandeln und ich keine einzige und Magenbrot und diese pappsüßen roten Äpfel und ich höchstens einen sauren Hering. Na, abgemacht?"
Da muss Finja doch ein kleines bisschen lächeln, obwohl sie eigentlich gar nicht will. - S. 51

So richtig glücklich ist Finja diesen Advent nicht. Ihre Mama, eine Sängerin, wurde an den Stimmbändern operiert, muss für eine ganze Weile ihre Stimme schonen, und ist darum zur Reha. Sie fehlt, weil sie nicht bei der Familie zu Hause ist. Alleine das ist für Finja schon traurig genug, und dazu will bei ihnen daheim keine richtige Vorweihnachtsstimmung aufkommen. Finja hat nicht mal einen Adventskalender, geschweige denn einen Kranz oder Weihnachtsdeko. Und weil alle Kinder in der Schule stolz ihre Adventskalender-Inhalte präsentieren, denkt sich Finja einfach welche aus, sie finjatisiert. Ihr Einfälle sind so besonders und abgefahren, dass ihre Mitschüler Beweise sehen wollen. Finja hat keine Ahnung, wie sie die Situation auflösen soll.

Sonntag, 14. November 2021

[Kinderbuch] "Mord im Gewächshaus: Ein Myrtle-Hardcastle-Krimi" von Elizabeth C. Bunce

Die zwölfjährige Myrtle Hardcastle ist eine leidenschaftliche Verfechterin der Gerechtigkeit und verfügt über eine höchst unkonventionelle Besessenheit von der Kriminalwissenschaft. Bewaffnet mit den Gesetzesbüchern ihres Vaters und dem Mikroskop ihrer Mutter studiert Myrtle Toxikologie, hält sich über die neuesten Entwicklungen in der Tatortanalyse auf dem Laufenden und beobachtet ihre Nachbarn in der ruhigen Kleinstadt Swinburne in England. Als ihre Nachbarin, eine wohlhabende Witwe und exzentrische Züchterin seltener Blumen, unter mysteriösen Umständen stirbt, ergreift Myrtle ihre Chance. Unterstützt von Miss Ada Judson, ihrer unerschütterlichen Gouvernante, will Myrtle den Mord an Miss Wodehouse beweisen und den Mörder finden, auch wenn ihr sonst niemand glaubt - noch nicht einmal ihr Vater, der Staatsanwalt der kleinen Stadt. Die viktorianischen Regeln für junge Damen aus gutem Hause reizt sie bei ihren Ermittlungen bis zum Äußersten aus, gerät mehr als einmal in brenzlige Situationen und weiß bald kaum mehr, wem sie eigentlich noch trauen kann. Doch dank ihrer Cleverness und nicht zuletzt mithilfe der Katze der ermordeten Nachbarin findet Myrtle schließlich entscheidende Hinweise ... (Text- und Cover- und Zitatrechte: Knesebeck Verlag)


Bücher mit Krimis für junge jugendliche Leser*innen haben sich im Kinderbuchsegment mittlerweile etabliert. Autoren und Autorinnen setzten hier auf historische Geschichten mit jungen Heldinnen, die mit viel Charme und Witz agieren und ermitteln. Gesellschaftliche Zwänge, Kinder- und Frauenrechte sind meist ein Nebenthema. Und obwohl der Aufbau dieser historischen Kinderkrimis ähnlich ist, hat doch jedes Buch etwas Eigenes, Spezielles, und ich persönlich freue mich über jede Neuerscheinung dieses Genres. "Mord im Gewächshaus" ist der Starttitel der Myrtle-Hardcastle-Krimireihe. Da der Detektivfall am Ende abgeschlossen ist, lässt sich das Buch auch gut als Einzelband lesen.

Dies war Miss Wodehouses Liliengarten.
Zumindest war er es gewesen. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Obwohl mir wohl bewusst war, dass ich in diesem Teil des Gartens nichts zu suchen hatte, schüttelte ich Miss Judsons Hand ab und machte einen Schritt hinein, und noch einen, dorthin wo die weltberühmten Lilien wachsen sollten. Doch die Beete rings um mich herum waren leer, so karg wie im Winter.
Die Lilien waren fort. - S. 26/27

Elizabeth C. Bunce hält sich in ihrer Geschichte nicht mit langen Vorreden auf, sie steigt direkt in die Handlung ein. Die Bedingungen und Gegebenheiten rund um die gewiefte Myrtle und ihre taffe Gouvernante Miss Judson werden mit fortschreitender Lesezeit deutlich, und es bedarf einer kurzen Einlesezeit, bis man einen Überblick erlangt. Durch ihre Familie, Myrtles Vater ist Staatsanwalt, ihre Mutter studierte Medizin, bevor sie verstarb, wurden dem jungen Mädchen Neugierde und Scharfsinn praktisch in die Wiege gelegt. Und auch, wenn sich vieles, was sie anstellt für die damalige Zeit nicht gehört, ermittelt Myrtle im Mordfall ihrer Nachbarin Miss Wodehouse mit Herz und Verstand. Auch, wenn ihr ständig Steine in den Weg gelegt, und sie auf so manche falsche Fährte gelockt wird.

Freitag, 12. November 2021

[Bilderbuch] "Bruno: Kurze Geschichten für lange Nächte" von Serena Romanelli und Hans de Beer

Im Wald fällt der erste Schnee. Höchste Zeit für Bruno, zu Mama in die Bärenhöhle zu kommen und Winterschlaf zu halten. Doch ein so langer Schlaf braucht viel Stoff zum Träumen. Deshalb erzählt Mama Bär neun witzige Geschichten: vom Eichhörnchen Ikarus, das endlich einmal aufwärts fliegen will. Vom ängstlichen Hasen, der durch einen Trick von Mama Hase supermutig wird. Von einer modebewussten Pantherin und einem vegetarischen Krokodil.
Bei so vielen herzerwärmenden Geschichten schläft jedes Bärenkind wohlig-friedlich ein. (Text- und Coverrechte: NordSüd Verlag)


Ein Bilderbuch, bzw. ein Kinderbuch, das Hans de Beer illustriert hat, ist ein Muss in unserem Regal. Seine Bilder sind warmherzig, manchmal lustig und insgesamt wunderbar einzigartig. Genau so, wie man sich das bei einem Bilderbuch vorstellt. "Bruno: Kurze Geschichten für lange Nächte" verspricht auf den ersten Blick ein heimeliges Herbst- oder Winterlesen und gleichzeitig eine liebevolle Einschlafbegleitung. Ist dieses Cover nicht allerliebst? Der Gesamteindruck war für uns dann etwas anders, auch das (Vor-)Lesegefühl. Nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt vereinnahmend.

Der Herbst ist da, und wenn man genau hinschaut, dann fallen manchmal auch schon die ersten Schneeflocken. Trotzdem findet der kleine Braunbär Bruno immer etwas zu tun. Selbst als seine Mama ihm sagt, dass es nun Zeit für den Winterschlaf ist. Weil Mama Bär dem kleinen Bruno zum Einschlafen viele Geschichten vorliest, huscht er sofort in sein Bett ... bis er im Frühjahr erwacht und die schönen Geschichten sofort seinen Freunden erzählen will.

Samstag, 6. November 2021

[Kinderbuch] "Vincent und das Großartigste Hotel der Welt" von Lisa Nicol

Wie Eiskugeln in der Waffel häufen sich in Vincents gewöhnlichem Leben die Überraschungen, als er zum Schuhputzer des Großartigsten Hotels der Welt gemacht wird. Wilder und fantastischer als jede afrikanische Savanne, Disneyland und Shangri-La zusammen lässt The Grand die aberwitzigsten Träume wahr werden. Doch Träume können überraschende Wendungen nehmen und bald ist Vincent hin- und hergerissen zwischen richtig und falsch, Freundschaft und Familie und den verlockendsten Wünschen. Und das, weil er plötzlich in die Zukunft schauen kann - was nicht immer ein Segen ist. (Text- und Coverrechte: dtv Verlagsgesellschaft)


Bücher, in denen es wunderlich und erstaunlich zugeht, die anders und besonders sind, die verschlingen wir meist am Stück. Das Lesegefühl ist aufregend und magisch, die Freude über ein Buch, das im Gedächtnis bleibt, groß. Bei "Vincent und das Großartigste Hotel der Welt" ist das ganz eindrücklich gelungen. Wenn dann auch noch Freundschaft und Familie an erster Stelle steht und einiges an Tiefsinn auf die junge Leserschaft wartet, dann wurde hier wohl vieles richtig gemacht.

Als Vincent elf Jahre alt ist, verstirbt sein Großvater. Er vermacht Vincent seine erfolgreiche Geschäftsidee, eine Schuhputzkiste ... und Vincent ist begeistert. Jetzt kann er sich sein eigenes Geschäft aufbauen und sich kleine Wünsche erfüllen. Zur gleichen Zeit sucht Florence, die schon in jungen Jahren das Großartigste Hotel der Welt leitet, einen Schuhputzer für die Hotelgäste. Kurzerhand wird Vincent eingestellt, der vor Arbeitsbeginn selbst Gast im Großartigsten Hotel der Welt sein darf. Was er dort erlebt, als Gast, Hotel-Schuhputzer und Freund von Florence, sprengt jede Vorstellungskraft. Vincent wird nicht nur in ein waschechtes Abenteuer gezogen, ihm wird bewusst, wie wichtig Familie, Freundschaft und Zusammenhalt ist.

Sonntag, 31. Oktober 2021

[Bilderbuch] "Was macht die kleine Gans im Herbst?" von Elli Woollard

Was nur soll die kleine Gans tun, jetzt wo der Herbst beginnt?
Als der Sommer in den Herbst übergeht, spürt die kleine Gans eine Veränderung in der Luft: Ein kühler Wind weht und die Blätter verfärben sich rot und goldgelb. Die kleine Gans ahnt, dass sie etwas Wichtiges zu tun hat - aber was? Die Biber hacken Holz, die Eichhörnchen lagern Nüsse in der Erde und die Bären sind damit beschäftigt, eine gemütliche Höhle zu bauen. Die tapfere kleine Gans versucht, mitzumachen, aber ohne großen Erfolg. Bis sie schließlich mutig feststellt, dass ihre Flügel nicht zum Holzhacken, zum Graben oder Bauen gemacht sind, sondern für etwas Großartiges: zum Fliegen ... (Text- und Coverrechte: arsEdition)


Ich würde sagen, der Herbst übertrifft mit seiner Farbpalette jede andere Jahreszeit. Nicht umsonst gehört er zu unseren liebsten, lädt er doch zu Unternehmung im Freien, dem Basteln mit Naturmaterial, aber auch gemütlichen Stunden zu Hause ein. Ja, der Herbst hat etwas Wunderbares an sich. Das erfahren bereits Kinder mit allen Sinnen. Doch wie erleben eigentlich Tiere den Herbst? Insbesondere Vögel, die den Winter woanders verbringen? "Was macht die kleine Gans im Herbst?" thematisiert nicht nur das Leben von Zugvögeln, es ist gleichzeitig ein Bilderbuch über das Finden der eigenen Identität. Und das auf ganz allerliebste Art und Weise.

Ein Gänseküken wächst zu einer Graugans heran. Die Gans fühlt sich wohl und freut sich des Lebens, kurz, sie ist glücklich. Doch als kühlere Winde durch die Felder und Wälder streifen, die Blätter sich bunt färben, da empfindet die junge Graugans plötzlich einen Schmerz, ein Sehnen im Herzen, das sie nicht einordnen kann. Nur dass es wichtig ist, das weiß sie. Die Gans fragt verschiedene Tiere, was sie im Herbst machen und probiert deren Berichte auch gleich aus. Aber nichts will so richtig für sie funktionieren, sie fühlt sich hilflos und klein ... bis sie zum Himmel hinaufsieht und dort endlich ihre Bestimmung findet. Sie fliegt mit einem Gänseschwarm nach Süden, verspricht aber ihren tierischen Freunden, im nächsten Jahr wiederzukommen.

Samstag, 16. Oktober 2021

[Bilderbuch] "Unsere Grube" von Emma AdBåge

Es gibt keinen schöneren Platz zum Spielen als die große Grube. Da kann man alles spielen: Bärenmama, Einkaufen, Fangen, Verstecken - alles. Doch die Erwachsenen finden die Grube "gefährlich" und lassen sie zuschütten. Die Kinder sind stinksauer. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen, was ihnen Spaß macht. Wie ernst es ihnen ist, sich ihren Spielplatz zurückzuerobern, ist einfach großartig. (Text- und Coverrechte: Beltz & Gelberg)


Das Spielen im Freien, im Wald, auf dem Feld, oder auch in einer Erdgrube, gehört wohl zu den schönsten Erlebnissen von Kindern. Und für mich zu den allerbesten Erinnerungen meiner Kindheit. Darum stach mir "Unsere Grube" auch sofort ins Auge. Die Geschichte, das Thema - ich kann es einfach so gut nachvollziehen. Da wäre zuerst die Sache des freien Spiels und die genialen Illustrationen dazu. Ganz wunderbar. Und dann noch die Tatsache, dass Erwartungen von Erwachsenen oftmals nicht sehr bedürfnisorientiert sind, wenn es um die Erfahrungen der Kinder geht. Das Bilderbuch ist nicht nur humorvoll-realistisch und zeigt die Bedürfnisse von Kindern damit ganz klar, es übt auch Kritik am Verhalten von Erwachsenen oder Eltern ... und stimmt damit sehr nachdenklich.

Hinter den Schulgebäuden, in einem kleinem Wäldchen, befindet sich eine Grube. Die Kinder nennen sie "unsere Grube" und spielen dort, wann immer es ihnen möglich ist. Sie können dort alles machen, alles sein, und es wird nie langweilig. Die Grube ist der Lieblingsspielort, das Highlight der Kinder. Leider mögen die Lehrer und Lehrerinnen die Grube nicht. Sie finden sie zu gefährlich, versuchen die Kinder sogar zu alternativen Spielen zu bewegen - erfolglos. Bis die Lehrerschaft beschließt, ein Grubenverbot auszusprechen und diese schlussendlich sogar zuzuschütten. Die Kinder sind traurig und entsetzt. Aber Kinder wären nicht Kinder, wenn sie nicht das Beste aus der Situation machen würden.

Donnerstag, 14. Oktober 2021

[Bilderbuch] "Ich bin aber noch kein bisschen müde" von Anu Stohner & Henrike Wilson

Jeden Abend das Gleiche: Papa und Mama Murmeltier geben sich alle Mühe: Sie lesen Geschichten, singen und kuscheln, doch Murmelchen ist kein bisschen müde! Ob vielleicht die weise Eule einen Rat hat? Oder die gemütlichen Bären? Deren Kinder schlafen ja sogar den ganzen Winter durch! Der gesamte Wald gibt Papa Murmeltier Tipps, doch keiner will so recht zum kleinen Murmel passen. Bis die beiden schließlich ihre ganz eigene Lösung finden. (Text- und Coverrechte: dtv Verlagsgesellschaft)


Ein großes Thema für Kinder und Familien ist das Einschlafen. Kinder müssen hier Vertrauen entwickeln und Sicherheit vermittelt bekommen. Darum ist eine liebevolle Einschlafbegleitung wichtig. Wie diese aussieht, bleibt natürlich jeder Mutter, jedem Vater selbst überlassen. Dass Bilderbücher zum Thema Schlaf auf Kinder eine direkte Einwirkung haben, glaube ich nicht. Ich denke, es ist eher die gemeinsame Zeit, das Ritual des Vorlesens, das hier helfen und begleiten kann. "Ich bin aber noch kein bisschen müde" ist ein wirklich herzlich und liebevolles Bilderbuch, das Kindern gut gefällt und Eltern auch mal schmunzeln lässt.

Mama und Papa Murmeltier brauchen Tipps zum Einschlafen. Ganz dringend. Denn jedes Mal, zur Schlafenszeit, egal was sie auch machen, ist das kleine Murmelchen nicht ins Bett zu bewegen, denn es ist nach eigener Aussage noch kein bisschen müde. Vielleicht weiß die kluge Eule ja Rat. Oder die schlauen Füchse und die verschlafenen Bären? Papa Murmeltier nimmt das kleine Murmelchen huckepack und macht sich auf den Weg durch den Wald. Die Einschlaftipps der Waldtiere sind für die Murmeltierfamilie jedoch schwierig. Doch als Murmelpapa mit Murmelchen zurückkommt, haben sie ein prima Einschlafrezept gefunden, das bei ihnen wunderbar funktioniert.

Montag, 4. Oktober 2021

[Bilderbuch] "Ein Tag mit Freunden" von Philip Waechter

Waschbär will Apfelkuchen backen. Doch weil er keine Eier hat, macht er sich auf den Weg zu Fuchs, der eine Leiter braucht. Sie spazieren zu Dachs. Der hat alles. Aber auch der benötigt Hilfe - von Bär. So ziehen sie zu viert (mit Krähe) weiter durch Wiesen, naschen Brombeeren und finden Bär mit der Angel am Bach. Poetisch, mit leichtem Federstrich erzählt Philip Waechter von fünf Freunden, die füreinander da sind, sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen und einen großartigen Tag miteinander verbringen. (Text- und Coverrechte: Beltz & Gelberg)


Für die meisten Kinder gehören Freunde zum Alltag. Sie begleiten und verstehen und unterstützen. Denn Freunde sind das Allerbeste auf der Welt und das Zusammensein mit ihnen ganz wunderbar. Vor allem, wenn das Treffen auch noch unverhofft und spontan geschieht. Das finden auch die fünf Freunde Waschbär, Fuchs, Dachs, Bär und Krähe. In "Ein Tag mit Freunden" erleben sie, dass ein Tag, der ganz anders verläuft, als er geplant war, ein guter Tag sein kann. Der beste, wenn man ihn mit seinen Freunden verbringt. 

Manchmal hat Waschbär Langeweile, wenn er so alleine zu Hause rumsitzt. Heute entschließt sich Waschbär, einen Apfelkuchen zu backen. Aber er hat keine Eier. Schnell geht er zu Fuchs, um sich Eier zu besorgen. Fuchs muss sein Dach reparieren, kommt aber nicht richtig ran. Die Freunde gehen zu Dachs, denn der hat bestimmt eine Leiter. Doch auch Dachs benötigt Hilfe ... von Bär. Und so verbringen die Freunde ganz unverhofft einen schönen Tag gemeinsam, den sie bis zum Abend ausdehnen. Am Ende sind sich alle einige: Was für ein toller Tag!

Sonntag, 19. September 2021

[Bilderbuch] "Valentins Wunderbaum" von Anna Schindler & Katrin Dageför

Valentin träumt.
Er erwacht und der Traum ist noch da. Was geschieht, wenn er ihn einfängt und einpflanzt? Aus der kleinen Traumbohne wächst ein riesengroßer Baum, in dem sich ein Aufzug befindet.
Valentin steigt ein.
Was er im Wunderbaum alles erlebt, davon erzählt diese Geschichte. (Text- und Coverrechte: EDITION PASTORPLATZ)


Als ich einen ersten Blick auf "Valentins Wunderbaum" warf, die ansprechende Covergestaltung auf mich wirken ließ, und die Beschreibung dazu las, hat es mich sofort vereinnahmt. Bilderbücher mit Traumgeschichten finde ich super. Sie regen die Fantasie an, entfliehen der Realität, und es ist einfach spannend zu sehen, was Kinder hier erleben. Und genau so sah es auch wohl unsere 6-Jährige. Beim Vorlesen war es mucksmäuschenstill, denn was Valentin in der Geschichte erlebt ist faszinierend und hat es ganz schön in sich. Dazu gleich mehr ...

Valentin träumt, und als er aufwacht, gelingt es ihm tatsächlich, den Traum einzufangen. Der sieht aus wie eine kleine Bohne, die Valentin auch sogleich einpflanzt. Aus der Bohne wächst ein Baum, ein Traum- oder Wunderbaum mit einem Aufzug. Valentin wagt es, er steigt ein, begleitet von seinen drei liebsten Kuschelfreunden (die ihm bei jedem Abenteuer zur Seite stehen). Der Aufzug bringt Valentin in verschiedene Stockwerke des Wunderbaums. Jedes hält eine Überraschung, ein Abenteuer oder einen weisen Ratschlag für ihn bereit. Aber eines ist sicher, Valentin wird seine Erlebnisse im Wunderbaum für immer bei sich tragen, genau wie das Säckchen Traumbohnen, das er am Ende in der Hosentasche findet.

Sonntag, 12. September 2021

[Bilderbuch] "Bär und das Murmeln im Wind" von Marianne Dubuc

Bär hatte ein schönes Haus. Er hatte gute Freunde und ein schönes Leben. Das war früher. Bevor das Murmeln im Wind alles veränderte. Es sagt ihm, dass er fort muss. Dass es Zeit ist aufzubrechen und etwas Neues auszuprobieren. Aber wohin wird der Wind ihn tragen? (Text- und Coverrechte: Carlsen Verlag)


Ein geruhsames Leben macht glücklich. Ein Leben mit Altbekanntem, mit Ritualen und in vertrautem Umfeld. Doch manchmal meldet sich eine leise Stimme in einem, die sich Veränderung wünscht, die dazu ermutigt, neue Wege zu gehen und Vertrautes hinter sich zu lassen. Genau so ergeht es dem Bären in "Bär und das Murmeln im Wind". Selten haben wir ein Bilderbuch (vor)gelesen, dass dieses Thema so anschaulich und feinfühlig aufgreift. Und dazu die poetische Note, die ruhige Anmutung. Einfach toll!

Bär hat ein hübsches Haus. Er hat sogar einen Lieblingssessel, liebt Erdbeerkuchen und ist gerne mit seinen Freunden zusammen. Er fühlt sich wohl mit seinem Leben. Doch plötzlich vernimmt Bär dieses Murmeln im Wind, das ihn fortzieht von seinem Zuhause, fort vom Lieblingssessel und dem Erdbeerkuchen, der nun nicht mehr so lecker schmeckt. Da packt Bär seine Sachen zusammen und läuft einfach los, immer der Nase nach und diesem Murmeln, das ihn leitet. Er fühlt sich gut und frei, findet neue Freunde und Aufgaben. Doch manchmal ist Bär auch einsam, vermisst sein altes Leben. Bis er eine neuen Platz im Leben findet und kein Murmeln im Wind mehr hört.

Montag, 30. August 2021

[Bilderbuch] "Bär und Ente" von May Angeli

Ein furchtbarer Krach reißt den alten Bären aus seinem Winterschlaf. Brummelnd kriecht er aus seiner Höhle und entdeckt eine verletzte Ente. Er nimmt sie auf und kümmert sich liebevoll um sie. Aus dieser zufälligen Begegnung entsteht eine tiefe Verbindung. Doch eines Tages ist die Ente wieder gesund und fliegt davon - und der Bär bleibt allein zurück. Wird diese ungleiche Freundschaft die Zeit und Entfernung überdauern? (Text- und Coverrechte: Magellan Verlag)


Das Bilderbuch "Bär und Ente" von May Angeli stach mir sofort ins Auge, weil es auf den ersten Blick so schön "altmodisch" wirkt. Und das wird von mir komplett positiv assoziiert, denn damit hat es etwas Zeitloses, etwas Beständiges, etwas, das schon immer gut war. Auf Anhieb fallen mir drei Bilderbücher in unserem Regal ein, in denen es um eine Freundschaft zwischen einer Ente und einem Bären geht. Das funktioniert auch hier wunderbar. "Bär und Ente" ist schön und besonders. Die ruhig anmutende Geschichte hat Klasse. Und durch Optik und Sprache hebt sich das Bilderbuch eindeutig hervor. Für uns schon jetzt ein zeitloser Klassiker.

Als der Winter zu Ende geht, möchte die Ente auffliegen. Doch beim Losflattern bleibt sie mit den Füßen in einer Brombeerranke hängen. Sie landet in einem dichten Gestrüpp, aus dem sie sich selbst nicht befreien kann. Von dem Krach wird der Bär aus seinem Winterschlaf geweckt, er kriecht aus seiner Höhle um nachzusehen. Die Ente hat Angst vom Bären gefressen zu werden, doch der ist alt und hat daran kein Interesse. Er nimmt sich der Ente an, obwohl das für ihn einiges an Arbeit bedeutet. Die beiden werden Freunde. Als die Ente wieder ganz gesund ist, fliegt sie davon, verspricht aber, bald wiederzukommen. Der Bär vermisst die Ente und hält ein weiteres Mal Winterschlaf. Bis dann im Frühling eine Überraschung auf ihn wartet.

Samstag, 28. August 2021

[Bilderbuch] "Du, Papa ... Ist zehn viel?" von Sabine Bohlmann

"Ist zehn viel?" fragte der kleine Wolf seinen Papa.
"Kommt ganz drauf an", meinte daraufhin Papawolf. "Wollen zehn Ameisen eine Banane tragen, dann ist zehn wenig. Aber wenn zehn Affen eine Banane tragen, ist zehn ganz schön viel."
Viele Fragen weiter hat der kleine neugierige Wolf ganz schön viel von Papawolf gelernt. Bei vielen Fragen kommt es auf die Umstände an, die die Dinge ganz unterschiedlich beeinflussen und verändern können. Aber eine Sache verändert sich nie und da kommt es auf gar nichts drauf an: wie lieb Papawolf seinen kleinen Wolf hat! (Text- und Coverrechte: arsEdition)


Es ist nicht ungewöhnlich (oder sollte es zumindest nicht sein), mit den eigenen Kindern Zeit zu verbringen. Denn das bringt schon der Alltag mit sich. Sich zusätzlich jedoch ganz bewusst Zeit zu nehmen, da zu sein, Fragen zu beantworten, etwas zu unternehmen, ... das ist immer wertvoll. Kinder orientieren sich an den Eltern, wollen Antworten, sehen sie als Vorbilder und sicheren Hafen. Im Bilderbuch "Du, Papa ... Ist zehn viel?" wird das auf sehr warmherzige und humorvoll-informative Art und Weise thematisiert.

Als der kleine Wolf mit seinem Papa im Wald spazieren geht, stellt er sich viele Fragen. Zum Beispiel, ob zehn viel ist, ob er schon groß ist, ob er schnell oder flauschig ist. Der Wolfspapa hat auf jede Frage eine Antwort, und der kleine Wolf lernt, dass man keine davon mit Ja oder Nein beantworten kann. Es kommt nämlich darauf an ... Zehn kann viel oder wenig sein, Größe ist immer relativ. Anhand von Beispielen erklärt das der Wolfspapa auch sehr lustig und so, dass es der kleine Wolf versteht. Es gibt nur eine Sache, bei der es nicht auf die Umstände oder die Sicht der Dinge ankommt. Egal wie das Leben ist, der kleine Wolf und sein Papa werden sich immer lieb haben.

Sonntag, 8. August 2021

[Kinderbuch] "Wird denn hier keiner wütend?" von Toon Tellegen

Zehn neue Geschichten über Wut, Zorn, Trotz und Ärger, über die kleine Wutköpfe schmunzeln können. Eines Tages stellt die Feuerkröte die Friedfertigkeit der Tiere auf die Probe: Sie zieht das Eichhörnchen an den Ohren und verdreht der Schnecke die Fühler. Ist ihr wehleidiges Gejammer überhaupt Wut? Und was ist mit dem zornigen Fluchen, wenn der Elefant dem Eichhörnchen beim Tanzen auf die Füße tritt? Was mit dem Ärger der Gottesanbeterin darüber, dass ihr Mantel zerrissen wurde? Ist es echte Wut, wenn der Schwan gekränkt die Party verlässt, weil der Frosch in die Geburtstagstorte springt? Ganz egal, findet die Ameise. Besser, als wütend zu sein, ist es doch, sich ins Gras zu legen und dem Plätschern des Flusses zu lauschen ... (Text- und Coverrechte: Carl Hanser Verlag)


Von allen Gefühlen, die auf Kinder einprasseln, ist die Wut wahrscheinlich am schwierigsten greifbar. Warum werde ich wütend? Warum ist die Wut schnell wieder vorbei oder dauert ziemlich lange an? Und warum ist die Wut manchmal ganz plötzlich da, ohne ersichtlichen Grund? Das sind nur wenige Fragen, die unbewusst in Kindern schlummern. "Wird denn hier keiner wütend?" ist ein Vorlesebuch für Kinder ab 6 Jahren, das sich anhand tierischer Beispiele diesem Thema widmet ... und das auf ganz unterschiedliche Art und Weise: lustig, tragisch, traurig, metaphorisch und komisch. Und vielleicht können Kinder am Ende ganz gut einordnen, was es denn nun auf sich hat mit der Wut.

In der ersten Geschichte klopft die Feuerkröte beim Igel an, der sie freundlich hereinbittet. Zu seinem schrecken, reißt ihm die Feuerkröte alle Stacheln aus dem Rücken. Der Igel ist wütend, doch das reicht der Feuerkröte nicht. Also geht sie zur Schnecke und verdreht ihr die Fühler. Auch deren Reaktion empfindet die Feuerkröte nicht als richtige Wut. So muss der Elefant sich mit einem Knoten im Rüssel auseinandersetzen, und so weiter und so fort. Alle Tiere sind furchtbar wütend auf die Feuerkröte, die jedoch ziemlich verzweifelt "Wird denn hier keiner wütend?" in den Wald ruft. Nun fragen sich wirklich alle Tiere, welche Art wütend zu sein von ihnen erwartet wurde, und was sie eigentlich ist, diese Wut.

Mittwoch, 7. Juli 2021

[Kinderbuch] "M.A.G.I.K.: Die Prinzessin ist los" von Tanja Voosen

Noch nie hat Nele den Job ihres Vaters als Agent eines magischen Schutzprogramms so sehr gehasst wie an dem Tag, als auf einmal Romy bei ihnen auftaucht. Sie ist nervig, unausstehlich und - eine waschechte Prinzessin aus dem magischen Königreich Marabel. Wegen großer Unruhen dort, schwebt die Königsfamilie in Gefahr und Romy muss sich bei Nele und ihrem Vater verstecken. Aber P wie Prinzessin? Wohl eher P wie peinlich! Denn Romy, die sich in der Schule als Neles Cousine ausgeben muss, weiß überhaupt nicht, wie man sich normal verhält. Und dann ist da noch Romys magische Gabe, die Nele in einen Schlamassel nach dem nächsten stürzt. Doch plötzlich ist es Romy, die in Schwierigkeiten steckt und eine wahre Freundin braucht ... (Text-, und Coverrechte: Arena Verlag)


Kinderbücher von Tanja Voosen sind für uns ein Highlight. Ihre Geschichten sind immer kreativ, freundschaftlich und herzlich. Außerdem verbindet die Autorin Spannung und Humor sehr gut. Da liest auch die 11-Jährige gerne ein Buch, das ab 9 Jahren empfohlen wird. So geschehen beim Start der neuen Kinderbuchreihe "M.A.G.I.K." (tolles Wortspiel!). "Die Prinzessin ist los" ist wahrlich zauberhaft und total lustig. Es hat uns beiden, Mutter und Tochter, tolle Lesestunden beschert. Und obwohl die über 200 Seiten eng bedruckt sind, war die Geschichte viel zu schnell vorbei. Es hätte gerne direkt weitergehen können. Zum Glück folgt Band 2 recht schnell.

Neles Vater hat fast nie Zeit für sie. Schließlich arbeitet er als Agent für das magische Schutzprogramm M.A.G.I.K. Doch jetzt platzt selbst Nele der Kragen, denn Romy, eine echte Prinzessin, benötigt Schutz und soll sich für eine Weile bei ihnen verstecken. Nele soll mit Romy alles teilen. Dabei würde sie viel lieber Fußball spielen und nicht die Babysitterin für eine Prinzessin. Und auch für Romy ist die Sache alles andere als leicht. Schließlich kommt sie aus einem magischen Königreich, sie weiß überhaupt nicht, wie "normal sein" funktioniert. Klar, dass hier ein Schlamassel zum nächsten führt.

Sonntag, 4. Juli 2021

[Kinderbuch] "Sommer auf Solupp" von Annika Scheffel

Irgendwo weit draußen, wie ein Klecks im Meer, liegt Solpp. Niemals hätte Mari gedacht, dass dieser Ort so viele Überraschungen bereithalten würde: Das Ferienhaus mit den geheimnisvollen Zimmern, die magischen Dunkelstunden, die Wildponys, der fremde Junge aus dem Meer. Und während sie sich noch über all die Rätsel wundern, stecken Mari und ihre Brüder schon mittendrin im schönsten Abenteuer, das man sich vorstellen kann. (Text-, Cover- und Zitatrechte: Thienemann Verlag)


Der Sommer ist eine ganz besondere Zeit für Kinder. Mit dieser Jahreszeit werden lebenslange Erinnerungen verbunden. Ich erinnere mich heute noch ans damalige Eisessen, an Tage am See, Ausflüge oder Urlaube. Und sehr stark bleiben auch Sommerbücher im Gedächtnis, denn das Lesen, gerade das auf einem Badetuch oder im Urlaub, gehört hier einfach dazu. "Sommer auf Solupp" ist ein Kinderbuch, dass zum einen die Stimmung des Sommers perfekt einfängt, zum anderen mit einem großen Abenteuer aufwartet. Alleine schon das Gefühl, wenn man einen ersten Blick auf das Buch wirft, ist toll. Sehr schön, nicht nur für Kinder ab 10 Jahren.

[...] das Lächeln kommt einfach von selbst, weil die Sonne ihr ins Gesicht scheint und die Luft nach Salz riecht und Sonnencreme und Abenteuer, warm und weich und wunderbar. Und weil das Meer vor ihr glitzert wie verzaubert und der Himmel so blau ist, als hätte ihn sich jemand ausgedacht, und die Möwen so aufgeregt kreischen, als hätten sie eine wichtige Nachricht für Mari. - S. 5

Eigentlich hatte Mari überhaupt keine Lust, die sechswöchigen Sommerferien auf der winzigen Insel Solupp zu verbringen. Viel lieber wäre sie im Fussballcamp, das nun leider für sie ausfällt. Der Entschluss zum Inselurlaub wurde von Maris Mutter gefasst, weil in der Familie nichts mehr ist wie zuvor. Und Mari muss sich fügen. Doch nach der Ankunft auf Solupp erfährt Mari bald, das hier alles besonders ist. Nicht nur wunderschön, heimelig und voller Überraschungen, sondern auch geheimnisvoll und spannend. Das soll wohl tatsächlich ein Sommer werden, den Mari niemals vergisst.

Sonntag, 30. Mai 2021

[Bilderbuch] "Bestimmer sein: Wie Elvis die Demokratie erfand" von Katja Reider

Wer glaubt, die alten Griechen hätten die Demokratie erfunden, irrt gewaltig: Es war Erdmännchen Elvis! Wenn die Tiere im Dschungel aufeinandertreffen, kommt es immer wieder zu Streit. Wer hat gebrüllt, wer schnarcht zu laut, wer hat die Kokosnuss geklaut? Wer rückt dem andern auf die Pelle? Wer darf wann an die Wasserstelle? Wie lässt sich bloß Ruhe in die Tierwelt bringen? Für die Löwen ist das keine Frage, sie wollen Bestimmer sein, weil sie die Zähne fletschen können. Die Zebras rühmen sich dagegen als vegetarische Friedensstifter. Und die Elefanten sind sowieso die Größten. Wer soll also die Tierwelt anführen? Die zündende Idee hat schließlich ein kleines Erdmännchen namens Elvis. (Text-, Cover- und Zitatrechte: Carl Hanser Verlag)


Demokratie einfach erklärt? Und das bereits für junge Kinder? Aber ja! Kleinen Kindern politische Grundlagen zu erklären, ihnen dieses Wissen einfach und gut verständlich zu vermitteln, halte ich für eine sehr gute Idee. Am Beispiel der Demokratie, eine der größten Errungenschaften unserer Geschichte, funktioniert das ausgezeichnet. Und was könnte das besser verdeutlichen, als Dschungeltiere, die den ganzen Tag streiten, bis sie entdecken, dass es auch anders geht? "Bestimmer sein: Wie Elvis die Demokratie erfand" ist ein Bilderbuch ab 4 Jahren, das wunderschön gestaltet und in lustiger Reimform Kindern Politikwissen vermittelt.

Wer fordert stets das Allerbeste?
Und wer kriegt immer nur die Reste?
Wer bringt hier endlich Ruhe rein?
Wer soll im Land Bestimmer sein? - S. 10

Im Dschungel ist es herrlich schön. Saftiges Grün, Wasser und Blumen - eine richtige Idylle. Doch leider trügt der erste Eindruck, so richtig vergnügt ist hier keines der vielen Dschungeltiere. Streit ist an der Tagesordnung. Wer bekommt am meisten zu fressen? Wer brüllt oder schnarcht zu laut? Es gibt nichts, das keinen Aufreger provoziert. Jedes der Tiere möchte Bestimmer sein und trägt vor, warum es dafür am besten geeignet ist. Irgendwann hat das Erdmännchen Elvis genug und macht den Tieren den Vorschlag Vertreter zu wählen, die Streitigkeiten für alle ausfechten, und darüber abzustimmen. Und damit ist der Weg frei für eine echte Demokratie im Dschungel ... mit viel mehr Harmonie als bisher.

Donnerstag, 6. Mai 2021

[Bilderbuch] "Kitzel den Kakadu: Ein Mitmachbuch" von Nico Sternbaum

Was tut man, wenn ein Hahn Halsschmerzen bekommt? Warum ist es hilfreich, einem Geier einen Reim nachzurufen? Und wie bekommt Erfinder Eddi seine Seifenblasenmaschine in Gang gesetzt? Mit diesem lustigen Bilderbuch können Kinder ab 2 Jahren selbst aktiv werden: Sie dürfen das Buch schütteln, schaukeln, darauf herumklopfen oder über seine Seiten pusten, je nachdem, was die kleine Geschichte verlangt. Ein Buch voller Überraschungen für jede Menge Spiel, Spaß und Spannung! (Text- und Coverrechte: Bassermann Verlag)


"Kitzel den Kakadu" ist bereits das dritte Mitmachbuch, das in dieser Reihe erschienen ist (und in der jedes Buch für sich alleine steht). Wir besitzen alle. Das allein spricht schon dafür, denn das Anschauen, Vorlesen und Agieren mit dem Buch ist ein großer Spaß, dazu später mehr. Für den Alltag mit kleinen Kindern ist auch "Kitzel den Kakadu" eine Bereicherung. Hier darf man mitmachen und aktiv werden ... und das völlig manuell, ohne Hilfsmittel oder digitale Medien.

Der stabile Pappumschlag ist auch für kleine Kinderhände sicher. Zwar sind die Innenseiten aus Papier, aber auch dieses ist so stabil, dass es einiges aushält. Meist wird man das Buch zu zweit anschauen, bzw. vorlesen. Doch für viele Aktionen darf das Buch vom zuhörenden Kind in die Hand genommen werden.
Auf jeweils zwei Doppelseiten wird eine kleine Geschichte erzählt. Erst folgt der Zustand (z. B. der Kakadu, der traurig auf einem Ast sitzt), dann die Aktion (z. B. der Kakadu wird gekitzelt und ist dann wieder fröhlich). Dieses Prinzip zieht sich durchs ganze Buch. Es darf gekitzelt, geschaukelt, gepustet, geklatscht, gerufen, geklopft, getippt und gestreichelt werden.

Montag, 19. April 2021

[Kinderbuch] "Die elternlosen Erlebnisse der unzertrennlichen Fünf" von Hana Tooke

Vor zwölf Jahren wurde Milou mit ihrem Kuscheltier auf dem Dach des berühmtesten Waisenhauses von Amsterdam gefunden. Seitdem hofft sie auf die Rückkehr ihrer Eltern. Doch bevor diese auftauchen, steht der Zuckerhändler Bas Rotman vor der Tür. Er will Milou und ihre vier Freunde adoptieren, um sie auf seinem Schiff schuften zu lassen. Höchste Zeit zu fliehen! Die fünf folgen einer Spur, die in Milous Kuscheltier versteckt war: eine Taschenuhr, in die Koordinaten eingraviert sind. Der Weg zu Milous Familie? Er führt sie durch enge Gassen und über gefrorene Kanäle bis zu einer alten Windmühle. Wo sind ihre Eltern? Was ist damals passiert? Während die fünf nach Antworten suchen, sucht jemand anders längst nach ihnen ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft)


"Die elternlosen Erlebnisse der unzertrennlichen Fünf" ist nicht nur ein megatoller und spannender Buchtitel, es ist eines der Kinderbücher, die man mit allerbesten Erwartungen beginnt. Diese bestätigen sich auch bald, das Buch ist toll! Trotzdem war ich auch überrascht. Hana Tookes Kinderroman kommt im Stil alter Klassiker im Kinderbuch daher, ist charmant-altertümlich und abenteuerlich. Aber auch weitaus spannender, aufregender und gruseliger als ich gedacht hatte. Es geht gut zur Sache. Junge Leser*innen müssen sich warm anziehen, und das nicht nur, weil das Buch im und um das winterliche Amsterdam spielt. Es ist eine skurrile aber auch freundschaftliche Geschichte, bei der Kinder mitfiebern und mitdenken müssen und zugleich vollkommen darin versinken können.

Je mehr die kalte Fensterscheibe von Milous Atem beschlug, desto verschwommener wurde die Sicht. Seufzend wandte sie sich ab. Ein Stück gefrorener Wandfarbe blätterte ab und fiel mit einem leisen Kling neben ihr auf den Boden. Selbst die Dielen des Schlafsaals waren von einer hauchdünnen Frostschicht überzogen, und Milous Augäpfel waren so kalt, dass das Blinzeln wehtat. Der winzige Kamin der gegenüberliegenden Wand war dunkel und leer, wie immer. - S. 11/12

Für das Waisenhaus Kleine Tulpe in Amsterdam gibt es um 1880 strenge Regeln zum "Aussetzen von Babys". Keines der fünf Babys, um die es in dieser Geschichte geht, wurde ordnungsgemäß abgestellt und sind darum der strengen und kaltherzigen Heimleiterin ein besonderer Dorn im Auge. Auch Jahre später gelten Lotta, Mads, Mona, Gisbert und Milou als unadoptierbar. Als ein zwielichtiger Händler auftaucht und alle Fünf auf einmal adoptieren möchte, ist schnell klar, dass er die Waisenkinder auf seinem Schiff schuften lassen möchte. Die Fünf fliehen aus dem Waisenhaus, angeführt von Milou, die ihre Eltern finden möchte. Doch welche Abenteuer und Geheimnisse nun auf sie warten, hätten sie niemals gedacht ...

Sonntag, 11. April 2021

[Bilderbuch] "Ein Krokodil im Badesee?" von Karin Gruß und Dorota Wünsch

Aufruhr am Badesee - was ist da los?

"Krokodil im Badesee". Das kann nicht stimmen! Oder doch? Zwölf herrlich bunte Szenen erzählen von der großen Aufregung, die diese Schlagzeile anrichtet. Auf jedem Bild gibt es unglaublich viel zu suchen, zu entdecken und zu rätseln. Ein großer Spaß für kleine Spürnasen, die natürlich herausfinden, wer hinter der Geschichte steckt.

"Man darf nicht alles glauben, was behauptet wird!"
Dieses humorvolle Wimmelbilderbuch macht schon die Kleinen mit dieser Weisheit spielerisch vertraut. (Text- und Coverrechte: Mixtvision Verlag)


Das Bilderbuch "Ein Krokodil im Badesee?" hat hinter dem Titel ein Fragezeichen und macht schon damit deutlich, dass diese Aussage nicht unbedingt der Wahrheit entsprechend muss. Denn hier geht es, auf ganz lustige und spielerische Art und Weise, darum, dass man Dinge hinterfragen darf und soll. Dass nicht alles war ist, was erzählt und verbreitet wird. Autorin Karin Gruß hat sich für diese Geschichte tatsächlich von den Nachrichten um ein ausgebüxtes Krokodil inspirieren lassen und gemeinsam mit Illustratorin Dorota Wünsch ein spaßbringendes und sehr humorvolles Bilderbuch geschrieben. Außerdem gibt es darin bei jedem Anschauen oder Vorlesen etwas Neues zu entdecken.

Viele Badegäste haben sich am See eingefunden. Mit Badetuch, Luftmatratze und Radio sind sie angerückt, um einen schönen Badetag zu erleben. Doch was passiert hier? Plötzlich verschwinden Badehose, Gummiboot und Liegestuhl, kurz, alles, was diesen Tag perfekt machen soll. Schnell wird berichtet, dass ein Krokodil im Badesee haust und sich die Sachen geschnappt hat. Unruhe kommt auf, einige Badegäste möchten sogar nach Hause gehen. Ist wirklich ein Krokodil für das Verschwinden der Badeutensilien verantwortlich? Hier gilt es, genau hinzuschauen. Die Auflösung könnte dann überraschen.

Samstag, 27. März 2021

[Kinderbuch] "Rätselhafte Ereignisse in Perfect: Hüter der Fantasie" von Helena Duggan

Violet lebt in der perfekten Stadt. In einer Stadt voller Rätsel und Geheimnisse. Und nur sie allein kann hinter die Fassade blicken!
Willkommen in Perfect - einem Ort, an dem nichts ist, wie es scheint! Die Bewohner tragen rosafarbene Brillen, trinken speziellen Tee und führen ein Leben in Gehorsam. Auf den ersten Blick ist alles makellos, ordentlich und geradezu märchenhaft. Doch nachts patrouillieren Hüter durch die Straßen, die ein düsteres Geheimnis bewahren. Violet setzt alles daran, das Mysterium zu ergründen. Schnell erkennt sie, dass Fantasie und Erinnerungen dabei die stärksten Waffen sind. Aber die Fantasie folgt ihren eigenen Gesetzen ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag)


Nach einem ersten Blick auf den Inhalt hatte "Rätselhafte Ereignisse in Perfect: Hüter der Fantasie" sofort alle meine Aufmerksamkeit. Das klingt ja spannend! Eine Stadt namens Perfect, in der alles perfekt ist - oder vielmehr scheint. Ein Mädchen blickt hinter die Fassade und entdeckt Ungeheuerliches. Und das war dann auch tatsächlich so. Dieser Tilogiestart ist noch viel spannender, manchmal sogar gruseliger, als erwartet. Junge Leser*innen ab etwa 10 Jahren bekommen hier eine leicht strange und aufregende Geschichte mit dystopisch-skurriler Anmutung, die es ganz schön in sich hat. Der Reihenstart kann auch als Einzeltitel gelesen werden.

Auf den Stufen vor dem Laden nahm sie ihre Brille ab und blickte sich um. Um sie herum war alles dunkel und verschwommen. Kaum dass sie die Brille wieder aufsetzte, kehrte ihr Augenlicht zurück.
Sie probierte das Ganze noch mehrmals aus, immer mit demselben Ergebnis. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Ohne ihre Brillen waren sie außerstande zu sehen. Das Gleiche musste demnach für sämtliche Einwohner der Stadt gelten. Wenn es nach Violet ging, war das alles andere als perfekt. - S. 36/37

Violet zieht mit ihren Eltern in das Städtchen Perfect. Ihr Vater soll für die Stadtvorsteher arbeiten. Alles hier scheint perfekt, schön und glücklich, doch nur, wenn man die rosarote Brille aufhat, die alle Einwohner*innen tragen müssen und täglich einen besonderen Tee trinkt. Ansonsten sieht man in Perfect alles verschwommen, kann kaum etwas erkennen. Violet kann wenig mit den strengen Regeln anfangen, die in Perfect gelten, und dann verändert sich ihre Mutter so sehr, wird folgsam und angepasst wie alle anderen Bewohner*innen, sodass Violet sie kaum wiederkennt. Als dann auch noch Violets Vater verschwindet, muss sie der Sache auf den Grund gehen. Welches Geheimnis wird in Perfect verborgen?

Dienstag, 23. März 2021

[Bilderbuch] "Ein Fuchs namens Henry" von Margaret Sturton

Henry bewundert Füchse. Er bewundert sie so sehr, dass er am liebsten aussehen möchte wie einer. Aber Mama findet das gar nicht toll. Henry ist ein Hase, sagt sie jedenfalls. Und deswegen soll Henry sich auch wie ein richtiger Hase verhalten. Das Fell rot anmalen, Fuchsohren und einen Fuchsschwanz basteln, gar mit Füchsen spielen: Das gehört sicher nicht dazu.
Doch Henry kann kein Hase sein. Er fühlt sich nun mal wie ein Fuchs. Und Mama versteht: Das Wichtigste ist, dass es ihrem Henry gutgeht - ob Hase oder Fuchs, sie liebt ihren wunderbaren Henry genau so, wie er ist. (Text- und Coverrechte: Carlsen Verlag)


Jeder Mensch ist einzigartig, und jeder Mensch ist sich seiner Identität am sichersten. Das gilt es nicht nur zu tolerieren, sondern auch zu respektieren, denn das Leben ist vielfältig und niemals einfarbig. Das können auch schon kleine Kinder verstehen, bzw. sind hier meist natürlich-unvoreingenommen, und es ist wunderbar, dass es Bilderbücher zu diesem Thema gibt. Ein besonders warmherziges, humorvolles, aber auch deutliches ist "Ein Fuchs namens Henry". Die 6-jährige Tochter ist davon so begeistert, dass es bei uns täglich auf dem Vorleseprogramm steht.

Henry lebt in einer Hasenfamilie. Aber Henry selbst bewundert Füchse. So sehr, dass er wie ein Fuchs aussehen möchte und am liebsten Fuchsspiele spielt. Er bastelt sich Fuchsohren und einen Fuchsschwanz - leider schneidet er diesen aus Mamas schönem Kleid aus. Seine Hasenmama ist davon so irritiert (und besorgt), dass sie Henry tagtäglich zurechtweist; er soll sich wie ein richtiger Hase verhalten. Darüber wird Henry immer trauriger und unglücklicher. Bis er damit herausplatzt wer er wirklich ist. Und das versteht dann auch seine Mama, denn Henry ist für sei ein allerliebstes Fuchskind.

Samstag, 6. März 2021

[Kinderbuch] "Socke und Sophie: Pferdesprache leicht gemacht" von Juli Zeh

Pony Socke wurde misshandelt und hat jedes Vertrauen in den Menschen verloren. Für Sophie geht ein Traum in Erfüllung, als sie Socke in Pflege nehmen darf. Aber der Traum zerplatzt: Sophie muss erkennen, dass Socke und sie sich einfach nicht verstehen. Die andauernden Missverständnisse zwischen Pony und Mädchen führen zu gefährlichen Situationen. Und dann droht da noch die ultimative Katastrophe: Wenn Socke sich nicht bald reiten lässt, läuft er Gefahr, als vermeintliches Problempferd eingeschläfert zu werden ... Sophie muss Pferdesprache lernen, und zwar schnell. (Text-, Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft)


In unserer Familie ist das Thema Pferd ständig präsent. Ich selbst bin seit meiner Kindheit, also schon immer, ein Pferdemädchen, die Töchter sind es auch (die 11-Jährige extrem, die 6-Jährige etwas weniger). Diese wunderbaren Tiere sind faszinierend und anziehend. Das wird immer so sein. Und auch, wenn man sich gut auskennt, lohnt es sich, dieses Wissen aufzufrischen, zu vertiefen oder sogar etwas dazuzulernen. In "Socke und Sophie: Pferdesprache leicht gemacht" geht es für junge Leser*innen darum, Pferde und ihr Verhalten zu verstehen und dadurch eine echte Partnerschaft aufzubauen. Egal ob mit dem eigenen Pferd oder Pony, einem Pflegepferd oder weil es einfach schön und interessant ist, darüber zu lesen. Das Buch ist Geschichte und Sachbuch zugleich. Eine super Sache und für die 11-Jährige mitreißend-ergreifend und augenöffnend.

Jetzt sitze ich auf meinem Bett, und mir ist ein bisschen schwindelig. Ein Pflegepony! Ich habe gar nicht gefragt, wie es heißt. Wie groß, wie alt, welche Farbe. Stute oder Wallach, oder vielleicht sogar ein Hengst? Das ist mir egal. Ich liebe das Pony jetzt schon, egal, wie es aussieht. Zwei Wörter kreisen durch meinen Kopf: völlig verstört. Auf einmal wird mir mulmig zumute. Obwohl ich schon so lange reite, habe ich eigentlich wenig Ahnung von Pferden. - S. 23

Wie gehe ich mit einem Pony um, das kein Vertrauen zum Menschen hat? Wie finde ich Zugang zu einem Pferd, das sich von mir abwendet? Diese Frage stellt sich die 12-jährige Sophie, die das große Glück hat, ein Pflegepony zu bekommen. Dass Socke misshandelt wurde und als extrem schwierig gilt, das weiß sie zwar, doch als sie mit dem Pony nicht weiterkommt, verwandelt sich ihr Glück in Sorge und Frustration. Doch Sophie hat Menschen, die ihr zur Seite stehen und die ihr zeigen, wie sie eine Sprache lernen kann, die Pony Socke versteht. 

Donnerstag, 11. Februar 2021

[Kinderbuch] "Roboter träumen nicht" von Lee Bacon

Vor dreißig Jahren sind die Menschen ausgestorben. Jetzt wird die Welt von Maschinen beherrscht. Der Roboter XR_935 findet das genau richtig so. Denn ohne die Menschen gibt es keinen Krieg, keine Umweltverschmutzung, keine Verbrechen. In der Robotergesellschaft läuft alles reibungslos und effizient - bis zu dem Tag, an dem XR etwas Unmögliches entdeckt: einen Menschen. Ein Mädchen, das seine Hilfe braucht ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


"Roboter träumen nicht", das neue Kinderbuch von Lee Bacon, gehört zu den Titeln, die mich sofort ansprachen. Das lag zum einen am tollen Cover, das zugleich berührt und polarisiert, vor allem aber neugierig macht. Zum anderen ist das Thema spannend und aktuell: Eine Welt, die von Robotern und Maschinen beherrscht wird, in der die Existenz von Menschen nicht vorgesehen und erwünscht ist. Vor dem Lesen hatte ich also gewisse Vorstellungen von der Geschichte. Diese wurden erfüllt, und ich bekam noch mehr. "Roboter träumen nicht" ist weitaus gefühlvoller als gedacht, dazu sehr unterhaltsam. Und das Buch enthält einige tiefgreifende Fragen und Gedanken zur Menschheit und unserer Rolle auf dem Planeten Erde. Fand ich super!

Vor mir lag eine Landschaft aus verlassenen Gebäuden. "Warum steht all das noch?", fragte ich. "Warum wurden diese Bauten nicht eingeebnet? Sie erfüllen keinen Zweck."
"An diesem Punkt irrst du dich", antwortete Elternteil_1. "Sie erfüllen einen sehr wichtigen Zweck. Sie dienen dazu, das Andenken aufrechtzuerhalten."
"Welches Andenken?"
"Das Andenken an die Schwächen der Menschheit", erläuterte Elternteil_2. - S. 25

Menschen erfanden Roboter und machen sich diese zunutze, bis sie unentbehrlich wurden. Doch die Menschen machten Fehler, die Roboter nicht. Irgendwann entschieden die Roboter, dass es genug sei ... und sie löschten alle Menschen aus. Seitdem ist die Welt eine bessere, und alles läuft reibungslos und effizient. So hat es Roboter XR gelernt. So ist es gut und richtig. Täglich erledigt XR mit seinen Kollegen Ceeron und SkD die gleichen Arbeiten, nichts wird hinterfragt. Das ändert sich, als den dreien Emma begegnet, ein Menschenmädchen, und ihre Hilfe benötigt.

Donnerstag, 4. Februar 2021

[Bilderbuch] "Jahrmarkt um Mitternacht" von Gideon Sterer

Es ist kurz vor Mitternacht: Schlüssel klappern, ein Auto fährt davon und im Dunkeln am Waldrand beobachten schon ungeduldige Augenpaare, wann es soweit ist für ihren Einsatz: Rapp Zapp! Und schon ist er wieder erleuchtet: der Jahrmarkt, den die Menschen gerade verlassen haben. Jetzt erobern Wildschwein, Fuchs und Hase Autoscooter, Riesenrad und Karussell. (Text- und Coverrechte: Bohem Press)


Auf den ersten Blick habe ich "Jahrmarkt um Mitternacht" bei den Weihnachtsbilderbüchern einsortiert. Vielleicht lag's am nostalgischen Karussell auf dem Cover oder der angedeuteten Beleuchtung? Aber da habe ich mich wohl vertan, denn "Jahrmarkt um Mitternacht" ist ein Bilderbuch fürs ganze Jahr. Und zudem ein sehr besonderes. Dazu gleich mehr. Es ist ein Bilderbuch über die Nacht und über Tiere. Hier wird Atmosphäre, sogar etwas (unheimliche) Spannung, großgeschrieben. Selbst Humor und überraschende Szenen sind enthalten. Und das alles kommt ohne Text aus ... und funktioniert allerbestens. Für uns ein perfektes Bilderbuch!

Versteckt zwischen Bäumen, schauen die Tiere zu, wie ein Jahrmarkt auf der Waldlichtung aufgebaut wird. Das bunte Treiben nimmt seinen Lauf, die Menschen haben Spaß und werden dabei natürlich von den Tieren beobachtet. Sie halten sich bereit. Und in der Nacht ... als der Jahrmarkt verlassen ist, der Nachtwächter alles verschlossen hat ... finden die Tiere einen Weg durch den Zaun. Sie schalten die Beleuchtung an und erleben unbekannte Freuden und Genüsse. Bis der Morgen graut. Dann geht es, inklusive aller Erlebnisse und so manchem Jahrmarkt-Mitbringsel, zurück in den Wald.