Sierra Nevada, 1856. Mühsam kämpft sich Tahnee durch die Wildnis. Sie muss ihrem Vater helfen, der von Kopfgeldjägern gejagt wird. Immerzu denkt sie an das Versprechen, das sie ihm gegeben hat: Sie muss es schaffen, nach San Francisco zu kommen! Noch ahnt sie nicht, dass dort in einem herrschaftlichen Anwesen Tara lebt, mit der sie ein besonderes Schicksal verbindet ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: Thienemann Verlag)
Bei "Tara und Tahnee: Verloren im Tal des Goldes" reichte ein Blick. Danach war mir klar, dass ich dieses Buch lesen möchte. Das lag natürlich zuerst an der anziehenden und verheißungsvollen Optik. Der Illustrationsstil und der dazu passende lilafarbenen Buchschnitt sind fast schon zu schön für ein Kinderbuch. Gleich danach las ich die Buchbeschreibung. Bingo! Die Geschichte klang für mich nach einen waschechten, fast schon klassischen Abenteuerroman für mich und meine Tochter, die mit ihren 10 Jahren und ihrer Bücherliebe perfekt zur Zielgruppe passt. Patrick Hertwecks Einzelband hat uns nicht nur gefallen, er begeistert ab der ersten Seite mit viel Spannung und einer Ausführung, die fesselt, bis man das Buch am Ende zuklappt.
Ein paar Minuten darauf beobachtete sie, wie ein Mann in einem langen Mantel auf die Blockhütte zumarschierte und sein schnaubendes Pferd, das er am Zügel geführt hatte, am Pflock neben dem Eingang festband. Als er seine Sturmlaterne in die Höhe hob, sah Tahnee zwischen dem breitkrempigen Hut und dem schwarzen Tuch vor dem Mund des Reiters für einen Moment ein funkelndes Augenpaar aufblitzen.
Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Ängstlich wich sie ein paar Schritte zurück. Sie Sekunden dehnten sich endlos, bis drei harte Schläge im Zimmer widerhallten. - S. 9
Es ist die Zeit des Goldrauschs in Amerika. Die 11-jährige Tahnee wohnt mit ihrem Vater in einer kleinen Hütte. Sie wartet auf seine Rückkehr aus den Wäldern. Doch stattdessen taucht ein Fremder in der Hütte auf, ein Kopfgeldjäger, der Tahnees Vater jagt. Sie muss fliehen. Bald ganz auf sich alleine gestellt, hat sie ihrem Vater das Versprechen gegeben, sich nach San Francisco durchzuschlagen und dort einen bestimmten Mann zu finden. Mehr weiß Tahnee nicht. Auch nicht, dass bei diesem Mann Tara lebt, in deren Leben seltsame Dinge geschehen, denen sie auf den Grund gehen muss. Denn zwischen den Mädchen besteht eine Verbindung, obwohl sie nichts voneinander wissen.

Während Tahnee sich durch die Wildnis schlägt, werden Taras Sequenzen, die in San Francisco spielen, in Form von Tagebucheinträgen erzählt. Eine schöne Abwechslung. Außerdem laden sie zum Miträtseln ein, denn Tara macht einige seltsame Entdeckungen, die ihr Leben betreffen.
Die Verbindung zwischen den Mädchen war für mich zwar keine große Überraschung (für meine Tochter jedoch schon), geschrieben ist der Roman natürlich für jüngere Leser*innen. Die Auflösung ist dann aber doch besonders und hat mich in ihrer Form berührt. Sie schließt die Geschichte wirklich schön ab.
Damaris' Fazit ....
Bei manchen Büchern ist das tatsächlich so - ein Blick genügt, um sie lesen zu wollen. Bei "Tara und Tahnee: Verloren im Tal des Goldes" war das der Fall. Hier stimmen Optik und Inhalt. Es ist ein waschechter Abenteuerroman vor einem historischen Hintergrund, der die dazu passende Stimmung enthält. Es ist aber gleichzeitig auch ein spannender Schmöker, ein Kriminalfall, der von zwei Mädchen gelöst wird, die nichts voneinander wissen. Das ist mitreißend und geht am Ende zu Herzen. Einfach toll!
"Tara und Tahnee: Verloren im Tal des Goldes", Thienemann Verlag 2020 - Hardcover, 304 Seiten - 15,00 € [D] - Text von Patrick Hertweck - ab 10 Jahren