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Sonntag, 14. November 2021

[Kinderbuch] "Mord im Gewächshaus: Ein Myrtle-Hardcastle-Krimi" von Elizabeth C. Bunce

Die zwölfjährige Myrtle Hardcastle ist eine leidenschaftliche Verfechterin der Gerechtigkeit und verfügt über eine höchst unkonventionelle Besessenheit von der Kriminalwissenschaft. Bewaffnet mit den Gesetzesbüchern ihres Vaters und dem Mikroskop ihrer Mutter studiert Myrtle Toxikologie, hält sich über die neuesten Entwicklungen in der Tatortanalyse auf dem Laufenden und beobachtet ihre Nachbarn in der ruhigen Kleinstadt Swinburne in England. Als ihre Nachbarin, eine wohlhabende Witwe und exzentrische Züchterin seltener Blumen, unter mysteriösen Umständen stirbt, ergreift Myrtle ihre Chance. Unterstützt von Miss Ada Judson, ihrer unerschütterlichen Gouvernante, will Myrtle den Mord an Miss Wodehouse beweisen und den Mörder finden, auch wenn ihr sonst niemand glaubt - noch nicht einmal ihr Vater, der Staatsanwalt der kleinen Stadt. Die viktorianischen Regeln für junge Damen aus gutem Hause reizt sie bei ihren Ermittlungen bis zum Äußersten aus, gerät mehr als einmal in brenzlige Situationen und weiß bald kaum mehr, wem sie eigentlich noch trauen kann. Doch dank ihrer Cleverness und nicht zuletzt mithilfe der Katze der ermordeten Nachbarin findet Myrtle schließlich entscheidende Hinweise ... (Text- und Cover- und Zitatrechte: Knesebeck Verlag)


Bücher mit Krimis für junge jugendliche Leser*innen haben sich im Kinderbuchsegment mittlerweile etabliert. Autoren und Autorinnen setzten hier auf historische Geschichten mit jungen Heldinnen, die mit viel Charme und Witz agieren und ermitteln. Gesellschaftliche Zwänge, Kinder- und Frauenrechte sind meist ein Nebenthema. Und obwohl der Aufbau dieser historischen Kinderkrimis ähnlich ist, hat doch jedes Buch etwas Eigenes, Spezielles, und ich persönlich freue mich über jede Neuerscheinung dieses Genres. "Mord im Gewächshaus" ist der Starttitel der Myrtle-Hardcastle-Krimireihe. Da der Detektivfall am Ende abgeschlossen ist, lässt sich das Buch auch gut als Einzelband lesen.

Dies war Miss Wodehouses Liliengarten.
Zumindest war er es gewesen. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Obwohl mir wohl bewusst war, dass ich in diesem Teil des Gartens nichts zu suchen hatte, schüttelte ich Miss Judsons Hand ab und machte einen Schritt hinein, und noch einen, dorthin wo die weltberühmten Lilien wachsen sollten. Doch die Beete rings um mich herum waren leer, so karg wie im Winter.
Die Lilien waren fort. - S. 26/27

Elizabeth C. Bunce hält sich in ihrer Geschichte nicht mit langen Vorreden auf, sie steigt direkt in die Handlung ein. Die Bedingungen und Gegebenheiten rund um die gewiefte Myrtle und ihre taffe Gouvernante Miss Judson werden mit fortschreitender Lesezeit deutlich, und es bedarf einer kurzen Einlesezeit, bis man einen Überblick erlangt. Durch ihre Familie, Myrtles Vater ist Staatsanwalt, ihre Mutter studierte Medizin, bevor sie verstarb, wurden dem jungen Mädchen Neugierde und Scharfsinn praktisch in die Wiege gelegt. Und auch, wenn sich vieles, was sie anstellt für die damalige Zeit nicht gehört, ermittelt Myrtle im Mordfall ihrer Nachbarin Miss Wodehouse mit Herz und Verstand. Auch, wenn ihr ständig Steine in den Weg gelegt, und sie auf so manche falsche Fährte gelockt wird.

Ich freute mich sehr über die hochwertige Ausführung an Sprache und Komplexität, angepasst an den Zeitraum Ende 19. Jahrhundert. Die Zielgruppe der ab 10-12 jährigen Leser*innen sollte schon etwas fortgeschrittener sein, um Abläufe und Aussagen zu verstehen. Vielleicht unterschätze ich die junge Leserschaft, aber ich bin mir nicht sicher, ob der tolle Wortwitz, und die Themen Schicklichkeit und Sozialverhalten der damaligen Zeit, so ankommen wie bei erwachsenen Leser*innen. Obwohl hier zwischenmenschliche Beziehungen groß geschrieben werden, gibt es, gerade zum Ende hin, einen hohen Spannungsbogen. Es geht gut zur Sache. Bis dahin hat man Myrtle zwar schon lange ins Herz geschlossen, freut sich aber, wie gekonnt und hartnäckig sie diesen Mordfall löst. Obwohl der Fall abgeschlossen ist, kann man am Schluss gar nicht anders, als sich auf weitere Myrtle-Hardcastle-Krimis zu freuen.

Damaris' Fazit ...
"Mord im Gewächshaus", Band 1 der Myrtle-Hardcastle-Krimireihe, ist ein toller Serienstart mit viel Cleverness, Humor und dem Charme des späten 19. Jahrhunderts (dem sich die 12-jährige Myrtle und Gouvernante Miss Judson liebend gerne widersetzen). Die Geschichte ist hochwertig geschrieben, sie erfordert ein fortgeschrittenes Leseverständnis, und macht alleine wegen den liebenswerten Charakteren großen Spaß. Das Buch lässt sich auch gut als Einzeltitel lesen, aber bei der Aussicht auf ein Wiederlesen mit Myrtle & Co. steigt jetzt schon die Vorfreude.


"Mord im Gewächshaus: Ein Myrtle-Hardcastle-Krimi", Knesebeck Verlag 2021 - Band 1 - Hardcover, 336 Seiten - 16,00 € [D] - Text von Elizabeth C. Bunce - Übersetzt von Nadine Mannchen - ab 10 Jahren