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Montag, 19. April 2021

[Kinderbuch] "Die elternlosen Erlebnisse der unzertrennlichen Fünf" von Hana Tooke

Vor zwölf Jahren wurde Milou mit ihrem Kuscheltier auf dem Dach des berühmtesten Waisenhauses von Amsterdam gefunden. Seitdem hofft sie auf die Rückkehr ihrer Eltern. Doch bevor diese auftauchen, steht der Zuckerhändler Bas Rotman vor der Tür. Er will Milou und ihre vier Freunde adoptieren, um sie auf seinem Schiff schuften zu lassen. Höchste Zeit zu fliehen! Die fünf folgen einer Spur, die in Milous Kuscheltier versteckt war: eine Taschenuhr, in die Koordinaten eingraviert sind. Der Weg zu Milous Familie? Er führt sie durch enge Gassen und über gefrorene Kanäle bis zu einer alten Windmühle. Wo sind ihre Eltern? Was ist damals passiert? Während die fünf nach Antworten suchen, sucht jemand anders längst nach ihnen ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft)


"Die elternlosen Erlebnisse der unzertrennlichen Fünf" ist nicht nur ein megatoller und spannender Buchtitel, es ist eines der Kinderbücher, die man mit allerbesten Erwartungen beginnt. Diese bestätigen sich auch bald, das Buch ist toll! Trotzdem war ich auch überrascht. Hana Tookes Kinderroman kommt im Stil alter Klassiker im Kinderbuch daher, ist charmant-altertümlich und abenteuerlich. Aber auch weitaus spannender, aufregender und gruseliger als ich gedacht hatte. Es geht gut zur Sache. Junge Leser*innen müssen sich warm anziehen, und das nicht nur, weil das Buch im und um das winterliche Amsterdam spielt. Es ist eine skurrile aber auch freundschaftliche Geschichte, bei der Kinder mitfiebern und mitdenken müssen und zugleich vollkommen darin versinken können.

Je mehr die kalte Fensterscheibe von Milous Atem beschlug, desto verschwommener wurde die Sicht. Seufzend wandte sie sich ab. Ein Stück gefrorener Wandfarbe blätterte ab und fiel mit einem leisen Kling neben ihr auf den Boden. Selbst die Dielen des Schlafsaals waren von einer hauchdünnen Frostschicht überzogen, und Milous Augäpfel waren so kalt, dass das Blinzeln wehtat. Der winzige Kamin der gegenüberliegenden Wand war dunkel und leer, wie immer. - S. 11/12

Für das Waisenhaus Kleine Tulpe in Amsterdam gibt es um 1880 strenge Regeln zum "Aussetzen von Babys". Keines der fünf Babys, um die es in dieser Geschichte geht, wurde ordnungsgemäß abgestellt und sind darum der strengen und kaltherzigen Heimleiterin ein besonderer Dorn im Auge. Auch Jahre später gelten Lotta, Mads, Mona, Gisbert und Milou als unadoptierbar. Als ein zwielichtiger Händler auftaucht und alle Fünf auf einmal adoptieren möchte, ist schnell klar, dass er die Waisenkinder auf seinem Schiff schuften lassen möchte. Die Fünf fliehen aus dem Waisenhaus, angeführt von Milou, die ihre Eltern finden möchte. Doch welche Abenteuer und Geheimnisse nun auf sie warten, hätten sie niemals gedacht ...

Schon gleich zu Beginn wird sie greifbar, die ganz besondere Atmosphäre der Geschichte. Diese ist sowohl dem Handlungsort geschuldet - Amsterdam, Ende des 19. Jahrhunderts -, insbesondere der mitleidserregenden Umgebung des Waisenhauses, als auch den Charakteren selbst. Erzählt wird die Geschichte von Milou, sie entwickelt sich zu einer Art Anführerin der Fünfergruppe. Die Waisenkinder sind charmant, sie halten zusammen und sind durch diverse Eigenschaften und Merkmale sehr einprägsam. Das Buch hat beim Lesen die Anmutung eines modernen Kinderbuchklassikers.

Jedes Kapitel beginnt mit einem eindrucksvollen Bild, das sehr gut darstellt, was gerade passiert. Denn was die Kinder bei ihrem Abenteuer erleben, ist nicht ohne. Die Kombination aus Charme und Gruselspannung ist gut gelungen. Es müssen Entscheidungen getroffen und auch zwischenmenschliche Probleme gelöst werden. Das Anspannungs- und auch Grusellevel ist hoch und die Geschichte wird ganz schön verzwickt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich jüngere Leser*innen hier eventuell erschrecken oder fürchten. Überraschende Wendungen, neue Erkenntnisse und Situationen gibt es oft, die Kinder schlittern von Gefahr zu Gefahr, selbst am Ende. Die Geschichte ist abgeschlossen, hat mit dem Epilog aber noch Potenzial für eine Fortsetzung.

Damaris' Fazit ...
Kinder, die gerne abenteuerliche und sehr spannende Geschichten lesen, sollten zu "Die elternlosen Erlebnisse der unzertrennlichen Fünf" greifen. Hier ist nicht nur der Buchtitel besonders, die Mischung aus altertümlichem Charme und Gruselspannung könnte für viele Lesebegeisterte eine ganz neue, ungewöhnliche Erfahrung sein. Die empathische und freundschaftliche Geschichte lässt nicht los, sie ist geheimnisvoll und sorgt für unglaublich aufregende Lesestunden. Reinschauen und mitreißen lassen!


"Die elternlosen Erlebnisse der unzertrennlichen Fünf", dtv Verlagsgesellschaft 2021 - Hardcover, 384 Seiten - 14,95 € [D] - Text von Hana Tooke - Illustrationen von Ayesha L. Rubio - ab 10 Jahren