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Dienstag, 17. Oktober 2017

[Bilderbuch] "Otto war nicht begeistert" von Jutta Richter

Otto hat immer eine Triefnase. Otto ist - verglichen mit anderen Kindern - ein bisschen kleiner und etwas schwach auf der Brust. Also beschließen seine Eltern, dass Otto sich erholen soll, in einer Kinderfreizeit am Meer. Otto ist gar nicht begeistert: Ein Sommer ohne Eltern - unvorstellbar. Freunde finden soll er, aber er kennt doch die anderen Kinder gar nicht. Und die Freizeitleiterin Frau Felgenkranz ist ihm auch nicht geheuer. Doch dann nimmt er seinen ganzen Mut zusammen und findet plötzlich Gefallen am Sandbuddeln, Baden und Fischeessen. Und die ein oder andere Freundschaft entsteht auch. Otto hätte gar nicht gedacht, dass Ferien ohne seine Eltern so schnell vergehen können. (Text- und Coverrechte: Carl Hanser Verlag)


Das Bilderbuch "Otto war nicht begeistert" fiel mir zuerst durch den ungewöhnlichen Illustrationsstil auf. Die spröde Natürlichkeit sprach mich sofort an. Inklusive des Jungen, der augenscheinlich nicht so recht weiß, was er von der Situation halten soll, vielleicht etwas "unbegeistert" dreinschaut. Außerdem scheint das Thema geradezu prädestiniert für Kinder zu sein. Denn es ist doch eine Tatsache, dass die meisten Kinder mehrmals am Tag von bestimmten Dingen nicht gerade begeistert sind - genau wie Otto eben.

Otto ist wohl schon immer leicht kränklich und hält sich abseits von anderen Kindern auf. Darum wird er von seinen Eltern, als er schon etwas älter ist, in ein Sommerferienlager geschickt. Otto soll gesund werden, seinen Schnupfen verlieren, und ganz bestimmt auch endlich mal Freunde finden. Doch Otto ist von der Situation so wenig begeistert, wie von den ganzen tollen Aktivitäten, die im Ferienlager veranstaltet werden. Er spielt lieber alleine mit seinem roten Ball, der eine wunderbare Metapher und visuelle Begleitung durch das ganze Buch ist.
Doch als Otto von einem Mädchen getröstet wird, als er sich wehgetan hat, findet er das plötzlich gar nicht schlecht. Und er ist ganz begeistert, als er Torschützenkönig wird. Vielleicht ist es doch nicht so schlecht, Freunde zu haben.

Ich bin mir sicher, dass der kleine Otto weniger unfreundlich als einfach nur unsicher ist. Zwar schaut er manchmal recht missmutig aus der Wäsche, wirkt aber doch eher überfordert vom Ferienlager, und den ganzen Möglichkeiten und Aktivitäten, die sich ihm hier eröffnen. Und er hat jeden Tag Heimweh. Eine Situation, die Kinder sehr gut nachvollziehen können. Dazu benötigt es auch gar nicht viel Text. Umso schöner, als Otto am Ende entdeckt, dass Freundschaften auch wirklich Spaß machen können und vieles gemeinsam besser und lustiger ist.
Verdeutlicht wird das Ganze durch herrlich spröde, irgendwie schrullige Illustrationen. Sie sehen aus wie mit Wasserfarben gemalt und mit Tusche akzentuiert. Diese Art der Darstellung hat etwas Eigenes und Besonderes. Die Bilder harmonieren ausdrucksstark mit der Geschichte und Ottos Gefühlswelt. Sehr schön!

Damaris' Fazit ...
"Otto war nicht begeistert" ist ein originelles Bilderbuch über einen Jungen, der sich in vielen Situationen überhaupt nicht zurecht findet. Bis er erfährt, wie viel Spaß es machen kann, wenn man über seinen Schatten springt. Die Geschichte ist sehr ausdrucksstark umgesetzt, wirkt auf den ersten Blick sogar etwas kurios. Dabei ist das Thema so natürlich, dass sich Kinder gut damit identifizieren können. Und wenn das Bilderbuch dann noch mit einem Augenzwinkern beendet wird, umso besser. Reinschauen lohnt sich!


Carl Hanser Verlag 2017 - Hardcover, 32 Seiten - 14,00 € [D] - Format 29 x 22 cm - Illustrationen von Jacky Gleich - ab 3 Jahren