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Freitag, 13. September 2019

[Bilderbuch] "ANNIE und die Bärenjäger" von Lotte Bräuning

Die Belohnung winkt, die Bärenjagd lockt. Doch erst müssen Jack, Freddy und Slim noch in den Saloon. Sie diskutieren, wie sie den Bär fesseln oder ob sie ihn in eine Falle locken sollen. Sie stellen sich vor, wie sie ihn fangen, und malen sich aus, was sie mir der Fangprämie machen.

Es geht hoch zu und her am Tisch, und Annie schleppt Getränke an. Aber dann verschwindet sie kurz ...

... und als die drei Kerle gegen Morgen endlich aus der Kneipe wanken, kommt Annie daher - mit dem erlegten Bären. (Text- und Coverrechte: Atlantis)


Viele Bilderbücher entsprechen gesellschaftlichen Konventionen oder verfolgen einen bestimmten Zweck. Sei es Erziehung, Moral, Humor oder Hilfe. Das ist auch völlig in Ordnung und beinhaltet Anspruch und Hilfe gleichermaßen. Und dann gibt es Bilderbücher wie "ANNIE und die Bärenjäger", die sich etwas mehr herausnehmen, die Spaß machen, aber auch polarisieren. Und diese Geschichte ist eine sehr besondere. Vergessen werden wir sie bestimmt nicht mehr.

Annie arbeitet als Schankmädchen (sagt man das heute noch so?) in einem Saloon. Rau geht es hier zu und laut. Dies ist nämlich eine echte Western-Geschichte ... und darum gibt es auch den lustigen Hinweis im Buch, dass nicht jedes Detail auf die heutige Zeit passt (man es darum auch nicht allzu ernst nehmen soll), anderes hingegen auch heute noch sehr aktuell ist. In besagtem Saloon unterhalten sich drei Cowboys, die unbedingt einen Bären fangen wollen. Sie haben viele Ideen, trinken aber immer mehr Whiskey und werden sich darum auch weniger einig. Und während die Cowboys große Töne spucken und viel zu viel reden, legt Annie einfach los.

Lotte Bräuning hat ihre Geschichte mit wunderschöne Buntstiftzeichnungen geschmückt, die das Bilderbuch zum Erlebnis machen. Ein sehr beeindruckendes Erlebnis! Dass es im wilden Westen nicht immer lieb und gesittet zugeht, ist allgemein bekannt, und gerade dieser Umstand macht Kindern besonders viel Spaß. Hier darf auch mal geschimpft und gestritten werden und chaotisch-lustige Bärenfangpläne gibt es zuhauf. Die Geschichte hat einen humorvollen, augenzwinkernden Tenor und zeigt am Ende, dass große Worte wenig wert sind, wenn darauf keine Taten folgen. Manchmal muss man einfach machen, statt nur zu reden.

Um die Geschichte zu verstehen, sollten Kinder eine gewisse Reife haben und die Fähigkeit, ein bisschen um die Ecke zu denken. Eine Altersempfehlung von 5-6 Jahren empfinde ich als sinnvoll. Annie, die in der Geschichte gänzlich ohne Worte auskommt, die still beobachtet, dann aber aktiv wird, ist am Ende natürlich die heimliche Heldin. Und lässt die drei großmäuligen Cowboys ganz schön alt aussehen. Wir waren alle überrascht und haben herzlich gelacht.

Damaris' Fazit ...
Ein Bilderbuch, bei dem es laut und rau zugeht, das aber zugleich eine ganz eigene, fast schon leise Note hat, ist "ANNIE und die Bärenjäger". Worte sind wenig wert, wenn ihnen keine Taten folgen (können). So nützt Annie die durchgeplante Planlosigkeit dreier Cowboys aus ... um ihnen am Ende die Beute vor der Nase wegzuschnappen. Die Geschichte ist recht unkonventionell und ziemlich frech und kann gerade darum für Kinder sehr wertvoll sein. Ein großer Spaß ist sie sowieso!


"ANNIE und die Bärenjäger", Atlantis 2019 - Hardcover, 32 Seiten - 14,95 € [D] - Format 23 x 29 cm - Text und Illustrationen Lotte Bräuning - ab 5 Jahren