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Donnerstag, 27. September 2018

[Bilderbuch] "Mein Andersopa" von Rolf Barth

Opa ist Neles bester Freund. Opa hat immer Zeit für Nele und gibt auf sie acht. Er ist ein feiner Herr mit weißem Hemd und Sakko, der stets den Hut hebt und freundlich grüßt. Mit Nele geht er gern spazieren und angeln, oder sie backen Kuchen und besuchen Oma auf dem Friedhof. Bis zu dem Tag, als Nele Opa unrasiert im Schlafanzug antrifft. Am helllichten Nachmittag! - Opa vergisst jetzt oft etwas, sogar Neles Namen. Und den Nachbarn streckt er manchmal die Zunge raus. Kann man denn da gar nichts machen? Ganz bestimmt, meint Nele! Auf jeden Fall will sie gleich morgen lernen, Krawattenknoten zu binden und Opa zu rasieren. Backen und auf ihren Andersopa aufpassen kann sie nämlich schon! (Text- und Coverrechte: Carl Hanser Verlag)


Nichts bleibt wie es ist. Die Zeit verrinnt, alles ist im Fluss und ändert sich. Das kann man besonders gut bei neugeborenen Kindern beobachten, aber auch bei alten Menschen. Und sind es nicht die Alten, die von uns genauso viel Verständnis und Unterstützung verdienen? Im Bilderbuch "Mein Andersopa" macht Nele die Erfahrung, dass ihr Opa sich verändert, sogar manchmal kaum wiederzuerkennen ist. Die Auslegung der Autoren Rolf Barth (Text) und Daniela Bunge (Illustration), und wie Nele mit der Situation umgeht, trieb mir beim Vorlesen mehrmals Tränen der Rührung in die Augen.

Neles Opa ist alt. Für Enkelin Nele ist er schon immer ein feiner Herr. Opa achtet auf ein gepflegtes Äußeres, liebt seinen Kräutergarten, geht gerne zum Angeln und ist stets höflich zu jedem, dem er begegnet. Das ändert sich, als Nele ihren Opa nach der Rückkehr aus den Sommerferien besucht. Plötzlich ist er unrasiert, vergisst Dinge und Namen und streckt fremden Menschen die Zunge heraus. Nele ist natürlich verwirrt, ihre Mutter sehr traurig. Doch Nele hat eine wunderbare Art, ihren Opa so anzunehmen, wie er jetzt ist.

Wenn man Opas Wandel beim Namen nennt, dann ist davon auszugehen, dass er dement wird oder geworden ist. Demenz ist eine Krankheit, die für alle Beteiligten viel Schmerz und Wandel mit sich bringt. Umso gerührter war ich, wie liebevoll Nele damit umgeht. Sie leistet ihrem Opa Gesellschaft, erzählt ihm Geschichten und akzeptiert seine Andersartigkeit. Darum nennt sie ihn auch Andersopa, denn er hat sich verändert ... und das ist okay.

Das Bilderbuch hat sehr gefühlvolle Illustrationen, die mir und auch den Kindern sehr zu Herzen gehen. Die Geschichte ist sehr gut verständlich, der Text hochwertig und freundlich in Sprache und Ausdruck. Die Altersempfehlung ab 5 Jahren empfinde ich als perfekt. Selbst meine 9-jährige Tochter mag die Geschichte sehr und liest das Buch auch oft alleine.

Damaris' Fazit ...
Nele hat zwei Opas in einer Person: Den Opa von früher und den von jetzt. Die Fähigkeit eines jungen Mädchens, Gegebenheiten zu akzeptieren und Liebe zu schenken ist bemerkenswert. Dazu tragen auch die eindrücklichen Bilder bei. "Mein Andersopa" erzählt die wunderbare Geschichte einer Enkelin und ihres Großvaters. Und das so einfühlsam, dass garantiert jeder Leser fasziniert und gerührt ist. Eine große Empfehlung!


"Mein Andersopa", Carl Hanser Verlag 2018 - Hardcover, 32 Seiten - 14,00 € [D] - Format 25 x 25 cm - Text von Rolf Barth - Illustriert von Daniela Bunge - ab 5 Jahren