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Samstag, 21. Februar 2015

[Bilderbuch] "Wild" von Emily Hughes

© Cover und Zitat FISCHER Sauerländer
Niemand weiß, wie es in den Wald gekommen ist, das kleine Mädchen. Und doch ist es eine Tatsache, dass es dort von klein auf lebt. Es lernt von den Tieren und der Natur - und ist glücklich. Bis das Mädchen eines Tages von Menschen gefunden wird. Nun soll es sich so benehmen wie es die Regeln und Konventionen der Menschenwelt fordern - und es ist unglücklich.


Diese großen Augen! Das ist wohl das auffälligste und gefühlvollste Merkmal beim Betrachten von Emily Hughes Debüt-Bilderbuch "Wild". Die Werke der Autorin und Illustratorin werden vielfach ausgestellt, und sie belegte eine vordere Platzierung beim renommierten MacMillan Preis für Kinderbuchillustration. "Wild" ist eine wunderschön gezeichnete und sehr spezielle Geschichte über ein Mädchen, das nur mit einem einfachen, wilden und unkonventionellen Leben glücklich ist.

Gerade mal 130 Wörter (ich habe nachgezählt!) umfasst die Geschichte in "Wild". Sie gehört damit zu den Bilderbüchern, die mit sehr wenig Text und ausdrucksstarken Bildern ein Feuerwerk der Fantasie und Gefühle entfachen. Vom Prinzip her erinnert mich das Buch an "Wo die wilden Kerle wohnen", das ebenfalls zu den besonderen, sehr wenig Text umfassenden Bilderbuchklassikern gehört.

Emily Hughes Bilder polarisieren schon kleine Kinder. Einige sind sehr düster, faszinieren aber ungemein. Trotz der wenigen Wörter auf jeder Seite, wollen meine Kinder gerne verweilen, alles genau betrachten und über die Erlebnisse des wilden Kindes sprechen. Da ist diese kleine Mädchen, anfangs noch ein Baby, das schon immer im Wald lebt. Völlig "verwildert" wohnt es unter Waldtieren, isst wild, spielt wild und spricht wild. Aber damit ist das Mädchen glücklich. Als es von Menschen gefunden wird soll es von nun an "richtig" essen, spielen und sprechen. Das empfindet das Mädchen aber als falsch ...

... denn man kann nicht zähmen, was so wild und glücklich ist.
- S. 38

Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern, sie ermutigen Gefühle zu zeigen, Erfahrungen zu machen und ihren Charakter zu festigen, das alles können Erwachsene aus diesem Bilderbuch herauslesen. Es ist nicht das Ziel dieser unkonventionelle Geschichte, zu belehren oder einen antiautoritären Erziehungsstil zu propagieren. Kinder würde das sowieso nicht erfassen, sie sind vom Leben eines kleinen Mädchens und seinem Mut einfach nur fasziniert.

Damaris fühlt ...
sich von ausgefallenen, etwas nonkonformen und besonderen Bilderbüchern schon immer sehr angezogen. Beim Betrachten der ersten Seiten wusste ich, dass ich mit "Wild" ein solches Buch vor mir habe. Die Bilder vermitteln Gefühle in Reinform, der sehr kurze Text gibt Denkanstöße und regt zum Gespräch mit Kindern an. "Wild" hat das Zeug zum Bilderbuchklassiker (und reiht sich für mich direkt neben den wilden Kerlen ein).

mini 1 - Der Schelm (7) und mini 2 - Die Träumerin (5) waren beim ersten Vorlesen sehr ruhig und fasziniert. Dieses komplett andere Leben des kleinen Mädchens mussten sie sacken lassen und verinnerlichen. Mittlerweile "besprechen" sie mit mir jede Seite, zeigen mir immer neue Dinge, die sie entdecken, und berichten, wie sie die Geschichte/Erlebnisse empfinden.


FISCHER Sauerländer 2015 - Hardcover, 40 Seiten - 14,99 € [D] - Format 24 x 28 cm - ab 4 Jahren